Unbenannt

Vom Bau zum großen Feuer

In den ersten beiden Teilen unserer kleinen Serie zu der Frage: “Wie du deine Begeisterung und Power als Mitarbeiter_in behältst”  haben wir bisher herausgefunden: Jesus ist der Grundstein, die  Grundlage der Gemeinde, die alles trägt. Christsein heißt: Ich gehe zu  Jesus. Ich nehme ihn als Grundstein meines Lebens an. Ich lasse mich als  lebendiger Stein in Gottes Gemeindebau einfügen, um da zu seiner Ehre  tätig zu sein. Je mehr Menschen in der Gemeinde das verstanden haben und  leben, desto stärker ist die Gemeinde.

»Jetzt weiß ich, dass du ein Mann Gottes bist. Auf das Wort, das du im Namen des Herrn sprichst, ist Verlass!«(1Könige 17,24)

So weit, so gut. Wenn man das so hört,  könnte man ja meinen, es ginge um fromme Leistung. Die Forderung sich  einzusetzen und Leistung zu bringen, hören wir unserer Tage ja überall.  Wer keine Überstunden macht, verliert seinen Job. Wer keine  außerschulischen Aktivitäten und ehrenamtliche Mitarbeit nachweisen  kann, braucht nach einer Lehrstelle kaum noch zu suchen. Die  Gemeindearbeit muss laufen – wir sollen doch lebendige Steine sein. Ist  die Stärke der Gemeinde ihr Machertum? Gehört ausbrennen dazu? Je mehr  geschafft wird, desto besser? Um dem nachzugehen, schauen wir uns heute  einen Erlebnisbericht an, der auf 1. Könige 18 und 19 basiert.

Fußball geht immer

Ballspielen verboten! Elia beschert  Baalspropheten auf dem Karmel vernichtende Niederlage!  Entscheidungskampf um den Titel: Wer ist der wahre Gott Israels?

Auf der einen Seite: Vierhundertfünfzig  Propheten des Baal. Auf der anderen Seite: Elia, ein behaarter alter  Mann. Die zu lösende Aufgabe bestand darin, Feuer vom Himmel  herabzurufen, um einen Holzstoß mit einem Opferstier darauf zu  entfachen. Derjenige Gott, der dazu in der Lage ist, sollte zum Sieger  erklärt werden.

Die Baal-Mannschaft begann als Erste.  Vom Morgen bis zum Mittag tanzten die Propheten kultig hüpfend um den  Stier „Ihr Gott gab keine Antwort“, erklärte Elia später. „Ich fragte,  ob er vielleicht verhindert sei, aber sie machten einfach weiter. Ich  habe es schon immer gesagt: Mit dem ewigen Baalspielen kann man keinen  Blumentopf gewinnen.“

Dann war Elia an der Reihe. Um die Sache nicht zu leicht zu machen, hatte er den Holzstoß mit Wasser übergossen: Niemand  sollte glauben, ich würde schummeln“, erklärte er. Er trat nach vorne  und betete zu Gott. Unmittelbar darauf kam Feuer vom Himmel, und der  Stier wurde geröstet.

Die Zuschauer gerieten in einen  Freudentaumel, durchbrachen die Absperrungen, stürmten auf das Spielfeld  und brachten die Baalspropheten auf Anweisung Elias um. „Nach dem  Reglement ist es verboten, den Platz zu betreten“, sagte ein Ordner,  „aber angesichts der aufgeheizten Atmosphäre räumte ich lieber möglichst  unauffällig das Feld.“ Grimmigen Blickes, aber zufrieden, beobachtete  Elia, wie das Volk Israel seine Rückkehr zu Gott feierte.

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Vor Elia steht ein Bote mit einer  Nachricht von Königin Isebel. Sie will Elia töten. Auf einen Schlag ist  alles aus! Das ist zu viel. Emotionaler Stromschlag. Ausbrennen. Das  geht zu weit.

Erst die ganze Strapaze mit den  Baalspropheten und jetzt das. Damit hatte Elia nicht gerechnet. Sein  Hochgefühl weicht totaler Entmutigung und Angst. So viel Angst, dass er  flieht. 180 Kilometer weit durch ganz Israel. Elia rennt um sein Leben,  bis er in der Wüste im Süden Judas angekommen ist. So viel Angst hat er.  Unter einem Wacholderbusch bricht er zusammen. „Es reicht!“, sagt er.  „Ich will nicht mehr, ich kann nicht mehr, ich bin fertig!“

Nach den krassen Erfahrungen mit Gott am  Berg Karmel, folgt jetzt der gnadenlose Absturz. Alles, was sich in ihm  angestaut hat, alle Emotionen brechen über Elia ein. Er ist am Ende –  mehr ist er nicht mehr.

Er ist fertig mit sich, mit Gott und dem  Rest der Welt. Alle Reserven sind aufgebraucht. Batteriestand auf  Minus. Elia sitzt unter dem Strauch und will sterben. Das will er  wirklich. Er sieht keinen Sinn mehr in gar nichts. Alle haben ihn  verlassen. Keiner steht zu ihm. Alle wollen ihn umbringen. Dabei hat er  doch für Gott gekämpft. Dabei war er doch so erfolgreich. Aber jetzt ist  alles aus. Nur noch der Tod scheint Sinn zu ergeben. Vor lauter  Erschöpfung schläft er ein.

Jetzt wird’s praktisch

Kennst du solche Erfahrungen? Kennst du  ausbrennen? Vielleicht nicht so krass, aber doch in der Richtung? Voll  reingegangen für die Kinderferienspiele oder das Sommercamp, alles  gegeben, auch über die Kräfte hinaus, tolle Sachen erlebt … und danach  der Absturz. Traurig, fertig, zu platt für alles.

Denk doch mal an das letzte Jahr als  MitarbeiterIn. Wo kamen solche oder ähnliche Situationen vor? Vielleicht  denkt ihr darüber auch einmal in eurem Mitarbeiterkreis nach und  tauscht euch darüber aus?

Und mit der Frage: Wieso dieser krasse Absturz? 

Alles, was auf der Erde geschieht,  hat seine von Gott bestimmte Zeit: geboren werden und sterben,  einpflanzen und ausreißen, töten und Leben retten, niederreißen und  aufbauen, weinen und lachen, wehklagen und tanzen, Steine werfen und  Steine aufsammeln, sich umarmen und sich aus der Umarmung lösen, finden  und verlieren, aufbewahren und wegwerfen, zerreißen und zusammennähen,  schweigen und reden. Was hat ein Mensch von seiner Mühe und Arbeit? Gott  hat für alles eine Zeit vorherbestimmt, zu der er es tut; und alles,  was er tut, ist vollkommen. Das Beste, was der Mensch tun kann, ist,  sich zu freuen und sein Leben zu genießen.

Prediger 3,1-12 in Auszügen (GNB)

Ich bin hier der Größte

Elia hatte doch Gott, er hat sich doch  einbauen lassen als lebendiger Stein. Müsste da also nicht eigentlich  etwas ganz starkes herauskommen? Müsste er nicht unglaublich hell  brennen? Wieso läuft es nicht super, wenn man sich als Mitarbeiter-Stein  voll reinhängt? Kann es wirklich sein, dass uns der Kraft verheißende  Dienst für Gott so auspowert? Dann hätte Petrus mit seinem Brief und der  Geschichte mit den lebendigen Steinen ja eine Anleitung zum sicheren  Burn-out gegeben. Das wollen wir dem guten Mann ja nun mal nicht  unterstellen. D.h. der Sturz muss woanders herkommen. Aber woher?

Könnt ihr euch vorstellen, wie Elia als  der größte Prophet aller Zeiten bejubelt wurde, als das Feuer aus dem  Himmel den Stier geröstet hat? Ich glaube, genauso hat er sich auch  selbst gefühlt und gesehen: Als ganz toller Kerl, als der, ohne den  nichts läuft – als Gottes bestes Pferd im Stall.

Elia hatte Erfolg, weil Gott durch in  wirkte. Und genau das ist ihm scheinbar zu Kopf gestiegen. Er fing an  sich für besser zu halten, für größer und toller. Er fing an das, was  Gott durch ihn tat, seiner eigenen Genialität zuzuschreiben und  vielleicht auch ein wenig auf die anderen herabzusehen …

So fing er an, sich zu überschätzen und  mehr zu machen, als gut für ihn war. Sich größeren Herausforderungen zu  stellen, als er aushalten konnte und Aufgaben zu übernehmen, zu denen er  gar keinen Auftrag hatten. Ist es nicht ein Zeichen maßloser  Selbstüberschätzung 450 Baalspropheten niedermetzeln zu lassen, ohne,  dass Gott einen Auftrag dazu erteilt hätte?

Gleichzeitig ist diese maßlose  Selbstüberschätzung eine maßlose Selbstüberforderung. Zu viele Aufgaben,  zu große Herausforderungen und Aufgaben ohne Berufung wachsen einem  schnell über den Kopf, gehen über die Kräfte und laugen aus.

Wenn ich mich selbst für toller  halte, als ich bin, werde ich mir Aufgaben aussuchen, die mich  überfordern. Das wird mir die Kraft rauben. 

Dass der Zerbruch des Menschen von  seiner eigenen Überschätzung her kommt (was natürlich nicht immer so  ist), ist von außen oft schwer zu erkennen. Aber wenn wir uns anhören,  was Elia sagt, wird es noch einmal deutlich:

Burn-out

Elia liegt unter dem Strauch und  schläft. „Ich will sterben.“ hatte er gesagt, „Ich bin auch nicht  besser, als meine Vorfahren.“ Warum sollte er auch besser sein, als die,  die vor ihm da waren? Elia hat sich selbst überschätzt – hat sich  blenden lassen von dem Gedanken: „Man, ich bin schon ein toller Hecht.  Ohne mich als Prophet würde hier in Israel glaubenstechnisch gar nichts  mehr laufen“. Deswegen der Massenmord ohne Befehl Gottes. So was muss  doch eigentlich jeden Menschen komplett überfordern, oder?!

Wer  sich für besser hält, als er ist, lädt sich mehr auf, als er tragen  kann. Das führt über kurz oder lang zum Zusammenbruch. D.h.: Wer sich  überschätzt, ist unmenschlich zu sich selbst.

Erst mal wieder klarkommen

Nach wiederholtem tiefen Schlaf und stärkenden Mahlzeiten macht sich Elia auf den Weg zum Horeb, dem Berg Gottes.

Angekommen fragt Gott ihn: „Elia, was  willst du hier?“ Und es sprudelt nur so aus ihm heraus: »Herr, ich habe  mich leidenschaftlich für dich eingesetzt; denn die Leute von Israel  haben den Bund gebrochen, den du mit ihnen geschlossen hast. Ich allein  bin übrig geblieben und nun wollen sie auch mich noch töten.« 

Moment mal … was erzählt der denn  da?„Ich allein bin übrig geblieben“? Und was ist mit den Leuten auf dem  Karmel, die Gott als DEN Gott Israels gefeiert haben? „Und nun wollen  sie mich auch noch töten“? Wollte ihn nicht die heidnische Königin  Isebell umbringen? Das Volk hat damit doch gar nichts zu tun, oder? Auch  warum Isebell Elia umbringen lassen will, verschweigt er.

Selbstüberschätzung führt zu völlig  falscher Wirklichkeitswahrnehmung. Elia hält sich immer noch für den,  der alles richtig gemacht hat. Er hat sich selbst so in die  Überforderung getrieben, dass er nur noch Augen für einen potenziellen  Schuldigen hat. Mit der Realität hat das wenig bis gar nichts mehr zu  tun.

Wer sich für besser hält, als er  ist, will und kann nicht sehen, dass er sich mehr auflädt, als er tragen  kann. Das führt über kurz oder lang zur Anschuldigung an z.B. die  Gemeinde. D.h.: Wer sich überschätzt, ist unmenschlich zu allen anderen.

Die Erkenntnis kommt zum Schluss

Gott stattet Elia mit einem neuen  Auftrag aus: Geh, salbe einen neuen König in Syrien und in Israel. Ich  verspreche dir: Du bist nicht allein. 7000 Mann sind übrig geblieben,  die mich als den HERRN anbeten. Geh und mache Elisa zu deinem  Nachfolger.

Elia hat sich selbst degradiert. Er  wollte mehr gelten, als er bei Gott gilt. Er hat sich Aufgaben genommen,  die ihm viele Schuhgrößen zu groß waren.

Aber er hat damit niemandem einen  Gefallen getan. Sich selbst nicht. Den anderen nicht. Und am wenigsten  Gott. Elia hat sich so überfordert, steckt so tief im Burn-out, dass  einfach zu viel kaputt ist. Zu viel, als dass er wieder so  widerstandsfähig und leistungsfähig sein kann, wie vorher. Seine Kraft  ist stark begrenzt. Nichts mehr mit hell brennen. Und deswegen hören wir  nur noch wenig von Elia. Große, spektakuläre Aufträge hat er nicht mehr  zu erfüllen, weil er dazu nicht mehr die Kraft hat – weil Gott nicht  überfordert.

Wer sich für besser hält, als er  ist, lädt sich die falschen Aufgaben und Belastungen auf. Das führt über  kurz oder lang zur Reduktion der Kraft. D.h.: Wer sich überschätzt, ist  unmenschlich zu Gott und seinem Reich.

Hell brennen

Wer sich überschätzt und  überfordert, der trägt dazu bei, dass aus einem lebendigen Stein wieder  ein toter Stein wird, der seinen Platz in der Mauer nicht mehr ausfüllen  kann.

In der Gemeinde gibt es viel zu tun. In  Job, Schule und Familie auch. Jeder Mitarbeiter, jede Mitarbeiterin in  der Gemeinde steht in der Gefahr, sich zu überschätzen, sich zu  übernehmen und damit unmenschlich in alle Richtungen zu werden. Das muss  gar nicht so krass sein, dass ihr 450 Prediger ermorden lasst – es  reicht schon, wenn ihr permanent so gestresst und gereizt seid, dass ihr  unfreundlich zu den Leuten seid, denen ihr begegnet.

Gott überfordert uns nicht, sondern  will uns als lebendige Steine vielfältig zu seiner Ehre gebrauchen. So  sind wir richtige Menschen und können hell brennen. Wer sich aber selbst  überschätzt, überfordert sich auch und wird damit zum Unmensch.

Jetzt wird’s praktisch

Wie stark ist unsere  Gemeinde? Christsein heißt: Ich gehe zu Jesus. Ich nehme ihn als  Grundstein meines Lebens an. Ich lasse mich als lebendiger Stein in  Gottes Gemeindebau einfügen, um da zu seiner Ehre tätig zu sein. Ich  nehme sein Urteil über mich und seine Aufgaben an. So kann ich hell  brennen. Je mehr Menschen in der Gemeinde das verstanden haben und  leben, desto stärker ist die Gemeinde.

Wie sieht das bei dir aus mit dem “hell brennen”?Folgende Fragen wollen dir beim nachdenken darüber helfen:

  • Ist Jesus meine Grundlage? – Das ist entscheidend.
  • Bin ich ein lebendiger Stein, in dieser Gemeinde, der sich einbringt?
  • Weiß ich, was Gottes Aufgabe für mich ist? – So werde ich zu einem Menschen, wie Gott ihn sich gedacht hat.
  • Tue ich zu viel?
  • Sehe ich jemand anderen, der zu viel tut und dem ich Diener sein kann und soll?
  • Stehe ich (oder stehen andere) in der Gefahr zum Unmenschen zu werden?

Wirklich witzig?!

Ein Mann betet zu Gott: … “Lieber Gott, bitte lass mich im Lotto gewinnen.”So  geht das Woche für Woche. Nach einem Jahr betet der Mann immer noch:  “Lieber Gott, bitte lass mich auch mal im Lotto gewinnen.” Nichts  passiert.Als er wieder einmal um den Lottogewinn betet, erhellt sich  plötzlich der Raum und eine tiefe, laute Stimme spricht zu ihm: “Lieber  Mann, gib mir doch bitte eine Chance. Kauf dir endlich einen  Lottoschein!”

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