Wozu ist „deine“ Jugendarbeit in der Gemeinde eigentlich gut?
Was ist der Zweck davon, dass es euch gibt? Was hat sich Gott eigentlich dazu gedacht? Wie lässt sich dieser Zweck verwirklichen – in euren Angeboten und in eurem Leben?
In der Evangelischen Gemeinschaft Bad Homburg haben wir uns darüber lange Gedanken gemacht, während ich dort Jugendpastor war.
Das Ergebnis war zuerst einmal spannend. Wir haben festgestellt, dass es für eine christliche Jugendarbeit grundlegend ist
- dass Menschen zum Glauben kommen und
- Christen in ihrer Beziehung zu Jesus wachsen können. Dass echte Gemeinschaft stattfindet und wir uns und anderen mit unseren Gaben dienen. Das alles dient der Ehre Gottes, um die es letztlich geht.
Frustrierend wurde es, als wir uns unseren Jugendkreis angeschaut und analysiert haben, welchem Zweck er eigentlich dient. Ergebnis: Er dient keinem Zweck so richtig. Wir hatten immer versucht
- irgendwie ein bisschen missionarisch zu sein,
- ein wenig gute Gemeinschaft zu haben
- und ein Stückchen im Glauben zu wachsen.
Weil wir von allem ein bisschen was versucht haben, hatten wir nix so richtig im Blick. Und konnten auch nirgendwo große Erfolge feiern. Es kam letztlich nur zufällig jemand zum Glauben. So richtig im Glauben gewachsen ist auch keiner. Und das mit der Gemeinschaft klappte mal besser und meistens schlechter.
Also haben wir überlegt, wie wir unserem Zweck wirklich gerecht werden können. Aber es wollte uns einfach nichts sinnvolles dazu einfallen, wie sich alles in eine Gruppenstunde – packen lässt. Wie soll ein Kreis aussehen, in dem sich Leute bekehren können und gleichzeitig alte Hasen im Glauben wachsen? Wie funktioniert tiefe Gemeinschaft, wenn ständig neue Leute dazukommen?
Die Maulwürfe – wirklich weiterkommen
Aus all dem ist schließlich folgendes entstanden:
Natürlich gibt es weiterhin einen wöchentlichen Jugendkreis (heißt bei uns „total“).
An drei Freitagabenden im Monat gibt es das sogenannte „total_action“. Da gehen wir zusammen aus, kochen was, spielen oder machen verrückte Aktionen. Wir haben gemeinsam Spaß, stärken unsere Gemeinschaft und machen es allen leicht, Freunde und Bekannte mitzubringen.
Einmal im Monat gibt es freitagabends „total_erlebt“ – ein evangelistischer Jugendgottesdienst, den wir in verschiedenen Arbeitsteams vorbereiten. Darunter ein Technik- und Gerödelteam, ein Kreativteam, ein Cateringteam usw. Jeder bringt sich mit in die Vorbereitung einbringt. Damit ist total_erlebt für jeden „sein“ Gottesdienst, zu dem er nicht nur gerne kommt, sondern auch andere einlädt. Hier hören, sehen und erleben junge Erwachsene, die keine Christen sind, die gute Nachricht einfach, klar deutlich und lustig.
Zusätzlich haben wir die „Maulwürfe“. Dabei handelt es sich um unsere Hauskreise, an denen jeweils zwischen 4 und 8 Leuten regelmäßig teilnehmen. Sie treffen sich wöchentlich an wechselnden Orten. Jeweils ein Mitglied lädt den Maulwurf zu sich nach Hause ein. Er räumt (s)ein Zimmer weitestgehend auf und sorgt für flüssige und knabberfähige Nahrung.
Das Ziel jedes Hauskreis -Treffens ist Wachstum hin zu
- echtem Leben,
- Jesu Vorbild,
- konkret alltäglich gelebtem Glauben.
Dazu helfen sich die Maulwurfmitglieder gegenseitig, dazu dienen die Wochenaufgaben zwischen den Treffen, dafür wird mit- und füreinander gebetet. Dabei vertieft sich natürlich auch die Gemeinschaft. Mehr und mehr werden ehrliche und tiefgehende Beziehungen möglich und nötig.
Wir graben uns mit diesem Hauskreis also so richtig ein in die Themen, unsere Beziehung zu Gott, uns, der Umwelt und anderen. Tiefbohrung – nicht umanstrengend, aber dafür mit umso wertvolleren Ergebnissen.
„Was hat mir der Maulwurf gebracht?
Bob Seeger, Auszubildender
Wenn es in meiner Klasse mal wieder wüst zugeht, braucht es jemanden, der für Ausgeglichenheit sorgt. Mittlerweile bin ich dafür bekannt, dass ich mich vehement gegen das Tratschen und Lästern ausspreche.“
How to Hauskreis
Normalerweise laufen die Maulwürde so ab:
- Ausführlich Zeit für eine Erlebnisrunde: Wie geht es mir gerade? Was beschäftigt mich? Was habe ich mit Gott erlebt? Was habe ich mit meinem next stepp (Wochenaufgabe aus dem letzten Hauskreis) erlebt?
- Gebet füreinander und konkretes Gebet für (Noch)Nichtchristen, die wir gerne einladen wollen, zu einem total-Abend zu kommen. Für diese Leute beten wir so lange, bis sie dabei sind.
- Thema-Bearbeitung anhand von Bibeltexten, anderen Texten, Bildern, Filmen, aktuellen Beispiele etc. Hier kann auch ein kleines Projekt, eine gemeinsame Unternehmung o.ä. stehen.
- Jeder legt für sich im Rahmen der Wochenaufgabe wenigstens einen next stepp fest. Eine Sache, die er in der kommenden Woche angehen will, um Jesus mehr Raum zu geben, Wachstum zu ermöglich etc. Manchmal fordert die Wochenaufgabe auch den ganzen Maulwurf heraus, gemeinsam etwas zu tun. Bei uns z.B. ein kostenloser Autowaschsamstag, ein Seniorennachmittag, eine Kaffee-verschenk-Aktion in der Fußgängerzone, sowie ein Besuch in der örtlichen Moschee.
Damit das auch alles klappt, hat jeder Maulwurf einen Leiter. Der achtet vor allem darauf, dass Zeiten eingehalten werden. Und dass man nicht den ganzen Abend verquatscht – sondern Raum zum Wachsen gegeben wird.
„Das Thema „Gewohnheiten“ hat mich sehr angesprochen, hier ging es darum,intensiver in der Bibel zu lesen und Zeit mit Gott zu verbringen. Anhand eines „Stille-Zeit-Tagesbuchs“ lasen wir jeden Tag einen Abschnitt aus einem Buch der Bibel. Dies hat mir persönlich sehr geholfen meine „Stille Zeit“ regelmäßig zu gestalten und zu strukturieren.“
Annette Sandhopp, Studentin
Die Hauskreis-Themen entstehen
- aus Büchern, die wir gemeinsam lesen,
- basieren auf biblischen Büchern, die wir nach Plan durchlesen, im Maulwurf diskutieren und auf unser Leben anwenden,
- oder entstehen als Workbooks im Jugendpastorenbüro.
Uns ist bei der Verteilung der Themen wichtig, dass wir uns nicht einseitig mit immer denselben Sachen beschäftigen. Deswegen widmen wir uns der Reihe nach den Themen, die etwas mit einem der oben genannten Zwecke zu tun haben. D.h. wir wechseln Inhalte zum Thema Evangelisation, Jüngerschaft, Gaben einsetzen, Gemeinschaft und Anbetung ab.
Jeweils zum Ende eines Themas trifft sich der Hauskreis zur Auswertung. Resümiert die Erlebnisse mit Gott, sowie erlebte Veränderungen, dankt Gott dafür ausgiebig und steigt dann in das nächste Thema ein.
„Maulwurf bedeutet für mich Gemeinschaft mit Leuten, bei denen man sich angenommen und wohl fühlt und mit denen mich ein gemeinsames Ziel verbindet – Jesus immer mehr nachzufolgen. Hier ging es nicht um frommes Gerede, bei dem man sich hinterher fragt, was das eigentlich mit meinem Leben zu tun hat. Vielmehr haben wir durch interessante Beispiele und passende Bibelstellen viel darüber gelernt, wie Gott sich ein Leben mit uns vorstellt. Auch die Wochenaufgaben fand ich persönlich immer sehr spannend und herausfordernd. Es hat mir sehr geholfen ein kleines Ziel pro Woche fest vor Augen zu haben und mit Gottes Hilfe zu versuchen dieses zu erreichen, neue Angewohnheiten zu kultivieren und damit dem großen Ziel näher zu kommen. Sich über die eigenen Erfolge und Rückschläge austauschen war mir sehr wichtig. Auch das gemeinsame Gebet für einander tat gut und hat oft gezeigt, wie Gott wirkt und dass er Gebet erhört.
Stefan Stahl, Student
Wir wünschen uns, dass Jugendliche und junge Erwachsene eingeladen werden zu total_action und total_erlebt, sich bei uns wohlfühlen und Jesus kennen lernen. Dass sie darüber in einen Maulwurf kommen, so Glauben immer mehr in ihrem Alltag leben und daraus resultierend begeistert in ein Arbeitsteam einsteigen, total_erlebt mit vorbereiten und dazu einladen.
Wir erleben, dass Verbindlichkeit und wachsende Gemeinschaft im Hauskreis allen hilft, wirklich etwas anzupacken, zu verändern und zu bewegen. Und es geschieht tatsächlich geistliches Wachstum. Davon sind wir immer wieder völlig begeistert!
So oder ähnlich auch erschienen in Echt. Im Glauben wachsen.